Der gotische Flügelaltar in der Thomaskirche zu Erfurt

Anordnung und Bedeutung der Figuren finden Sie [ hier ]

Unter den vier großen Erfurter Schnitzaltären des 15. Jahrhunderts (Barfüßer, Prediger, Regler, Thomas) ist der Thomasaltar der älteste und besitzt mit 6,08m bei geöffneten Flügeln die größte Spannweite.
Die Höhe beträgt 2,32m.
Zwischen 1440 und 1448 wurde er in einer Erfurter Werkstatt von einem unbekannten Meister gefertigt.

Die Tafelbilder auf den Rückseiten der Flügel stammen ebenfalls aus dieser Zeit von einem namentlich nicht bekannten Künstler. Sie zeigen Szenen der Passionsgeschichte: Gefangennahme, Dornenkrönung, Geißelung, Kreuzigung Christi.

Vermutlich wurde der Altar zum 100. Jahrestag der im 14. Jh. erbauten Thomaskirche gestiftet. Stifter könnte Dietrich I., Mainzer Erzbischof (1436-1453) und Erzkanzler des Deutschen Reiches gewesen sein, bei dessen Aufenthalt 1440 in Erfurt die Stiftung wahrscheinlich erfolgte.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden der Schrein und die Figuren –soweit nicht vergoldet- mit braunroter und graugrüner Ölfarbe überstrichen und ihrer Farbwirkung völlig beraubt.
1902 wird der Altar aus der „Alten Thomaskirche“ in der Löberstraße vor deren Abriß in die „Neue Thomaskirche“ gebracht und dient im Konfirmandensaal lediglich als Wandbild; die Flügel sind nicht mehr beweglich. Auch die Tafelbilder auf den Rückseiten der Flügel sind seitdem nicht mehr sichtbar.
Anfang der 30er Jahre erfolgt eine Restaurierung durch Landeskonservator Leusch / Halle (Rückkehr Weihnachten 1931).
Während des 2. Weltkrieges wird der Altar zum Schutz vor Luftangriffen in der Kirche Büßleben gelagert. 1950 mit der Einweihung der wiederaufgebauten Thomaskirche wird er im Altarraum aufgestellt und dient nun wieder als Altarbild. Die Flügel können weiterhin nicht bewegt werden, und die Tafelbilder auf den Rückseiten bleiben unsichtbar.
Von 1997 an erfolgt eine umfassende Sanierung und Restaurierung, zunächst finanziert durch öffentliche Zuschüsse und den „Freundeskreis Thomaskirche Erfurt e.V.“, danach im Rahmen der Kirchenrenovierung 2000. Auch die Tafelbilder werden restauriert. Seitdem ist der Altar nach ca. 100 Jahren wieder „wandelbar“ und wird während der Passionswochen geschlossen. Gesamtkosten der Restaurierung:
115.000,00 DM. Restaurierungsatelier: Andrea Windisch, Dresden.