Das Portal der Thomaskirche zu Erfurt

Am 4. Advent, d. 20. Dezember 1998, einen Tag vor dem Gedenktag des Apostels Thomas (21.12.), erhielt das Portal der Thomaskirche sein heutiges Aussehen. In einem festlichen Gottesdienst wurden die 12 von Prof. Werner Stötzer 
(* 02.04.1931; † 22.07.2010 ) geschaffenen Bronze-Relieftafeln eingeweiht. Sie sind dem Leben des Apostels Thomas gewidmet, wie es in der biblischen Überlieferung des Neuen Testaments geschildert ist; die Geschichte der jungen christlichen Kirche sowie Legenden zum Leben des Thomas haben ebenso ihren Niederschlag gefunden.

Die beiden ehemaligen Pfarrer der Thomasgemeinde Senior Johannes Mebus und Dr. Kurt Pohl  hatten in ihren letzten Dienstjahren die Gestaltung und Anfertigung der Bronzetafeln in Auftrag gegeben und diese ihrer Gemeinde als Abschiedsgeschenk gestiftet. 1974 war der Guss erfolgt. Die Anbringung verzögerte sich aus verschiedenen Gründen – teilweise aufgrund von Befürchtungen, die vorhandene Türkonstruktion könnte die Last der Tafeln nicht tragen, teils auch im Blick auf den zunehmend schlechter werdenden Bauzustand der Kirche, angesichts dessen ein neues Portal nicht passend erschien. Schließlich gerieten die Tafeln einfach in Vergessenheit und wurden im Kirchenkeller gelagert.

Ende der 90er Jahre reiften die Pläne zur Innenrenovierung der Thomaskirche heran. Die Orgel war bereits saniert, die Heizung und die gesamte Haustechnik waren erneuert, eine neue Läuteanlage war eingebaut worden. In diesem Kontext erschien es angemessen, die vorgesehene Portalgestaltung auszuführen. Der „Freundeskreis Thomaskirche Erfurt e.V.“ nahm sich des Vorhabens an. Mit Hilfe von Lottomitteln und aus Spenden wurden die Kosten in Höhe von 13.500,00 DM aufgebracht. Die Ausführung der Umbau- und Montagearbeiten am Portal lag in den Händen der Kirchlichen Werkstätten für Restaurierung in Erfurt.

Ursprünglich befanden sich am Portal drei Figuren: außer der Paulusfigur (links) und der Thomasfigur (rechts) oben in der Mitte eine Christusfigur – diese ging bei der Zerstörung der Kirche am 31.03. 1945 verloren. Die verbleibenden zwei Figuren sind durch Verwitterung stark geschädigt; eine Restaurierung erfordert umfangreiche Ergänzungen des bereits verlorengegangenen Bestandes. Sicherungsmaßnahmen wurden im Jahr 2006 durchgeführt.

Die Baldachine über den Figuren konnten bereits, ebenfalls finanziert durch den „Freundeskreis Thomaskirche Erfurt“, erneuert werden. Für die Sanierung der Figuren selbst sind je 6.500,00 € aufzubringen

Bereits im Portalbereich der Thomaskirche begegnen dem Besucher der Thomaskirche mehrere Hinweise darauf, dass der Architekt, nach dessen Entwurf die Kirche 1902 errichtet wurde, in starkem Maße Zahlen und Zahlsymbolik als Gestaltungselement eingesetzt hat. So fand man ursprünglich, wie erwähnt, drei Portalfiguren vor. Auf jeder Seite des Portals stehen je vier Säulen (4 und 8 als Symbolzahlen). Die beiden Türflügel sind in insgesamt 12 Felder aufgegliedert. – Im Inneren der Kirche sind noch viele ähnliche Zahlen und Zahlenkombinationen zu entdecken. Unter anderem auch die, dass zusammen mit der Darstellung am Portal die Geschichte der Begegnung zwischen Thomas und dem auferstandenen Christus insgesamt drei Mal dargestellt ist – einmal in Holz geschnitzt (im Flügelaltar), einmal in Stein gehauen (am Thomas-Relief links im Altarraum) und einmal (am Portal) in Bronzeguss.